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                   Die Region Südkärnten - Klopeiner See

 

erstellt am
24. 05. 03

 

St. Kanzian am Klopeiner See

St. Kanzian liegt an einem der wohl bekanntesten Badeseen Österreichs und zählt fast eine Million Nächtigungen in der Hauptsaison. Weniger bekannt ist, daß dieser wunderschöne Ort auch den »Rest des Jahres« über viel Erlebens-, Erfahrens- und Genießenswertes verfügt.

Von Christa und Michael Mössmer (Text und Fotos)
Text und Fotos Copyright

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Ein weites Tal wird fast beschützend umringt von den großen Bergmassiven im Süden Österreichs: von den Seetaler Alpen, den Saualpen und den Karawanken. Diese geologische Formation gönnt dem ruhigen und nahezu unberührten Land nicht nur überaus sonniges, fast mediterranes Klima, sonden auch eine Art Bilderrahmen, der jeden Ort, jeden Platz in der Region Südkärnten zu perfekten Gemälden macht. Im südwestlichen Teil dieses Landstriches, den man von Wien in etwa drei Stunden, von der Landeshauptstadt Klagenfurt in rund 20 Minuten erreicht, liegt ein Ort mit langer Tradition im Betreuen von Gästen: St. Kanzian am Klopeiner See.



Unser erster Abend am Klopeiner See bietet uns Naturschauspiele

Still, feudal. heiter, pulsierend, beschaulich, ein wenig außerhalb bäuerlich und auch wildromantisch ist der Ort St. Kanzian durch Jahre hindurch gewachsen, hat Erfahrung im sanften Tourismus seit nun schon 1884, als die ersten Sommerfrischler den wärmsten Badesee Österreichs zu ihrem Ziel erklärten.

Die Sommerfrische, also ein über die Sommermonate durchgehender Aufenthalt am Land, wo Mütter und Kinder Ferien verbrachten, der Vater als Ernährer gerade ein paar Tage sich vom Arbeitsplatz oder Betrieb loseisen konnte, diese Sommerfrische ist der Hektik unserer Zeit gewichen. Zum einen wohl durch die stetig gewachsenen Ansprüche an Zimmervermieter und Gastronomie, die man sich deshalb heute keine sechs bis acht Wochen hindurch mehr leisten kann, zum anderen durch den allgemeinen Drang, in möglichst kurzer Zeit möglichst viel zu erleben. Und dabei auch noch möglichst weit „herumzukommen“.

Vielen aber sind diese Auswüchse der industrieller Freizeitgestaltung einfach zu hektisch. Die Frage: „Wohin dann?“ ist denkbar einfach beantwortet. Wie wäre es denn mit einer Mischung aus Dramatik und Einfachheit? Einer Landschaft, dominant von Bergen umringt, ausgeweitet durch eine immergrüne Waldlandschaft, durchzogen von fruchtbaren Feldern unterbrochen von üppigen Wiesen. Und inmitten dessen wie ein feinst geschliffener, smaragden schimmernder Stein, der Klopeiner See.

Viele kennen nur die plakative Seite dieses Sees, dessen klingender Name seit Jahrzehnten mit Urlaub in Kärnten untrennbar verbunden ist. Und es gilt, diesen Ort und seine ihn umgebende Landschaft selbst zu entdecken. Vieles will erkundet, bewandert, befahren, erklommen und erobert sein, um als neues Stückchen Heimat gefunden zu werden.

Wir wollen uns nun kurz dem See selbst zuwenden. Die 110,63 Hektar Fläche sind nur der Rest eines ehemals viel größeren, nacheiszeitlichen Sees. Man muß sich vorstellen, daß er einst das ganze Gebiet um die heutige Ortschaft Kühnsdorf umfaßte, die immerhin rund 5 Kilometer (!) entfernt ist. Die Geschiebe der nacheiszeitlichen Vellach ließen lediglich die Wasserfläche des heutigen Klopeiner Sees und des Kleinsees übrig. Das Südufer des Klopeiner Sees schließt an eine Konglomerathochfläche an, die sogenannte Rückersdorfer Platte. Die übrigen Ufer werden von Schotterfluren, Moränen und Sedimenten des ehemaligen Kühnsdorfer Sees umrahmt. Der Klopeiner See wird nur schwach durchströmt, lediglich einige kleine oberflächliche Zuflüsse mit geringer Wasserführung und das Grundwasser speisen ihn. Dadurch ist er einer der am geringsten durchfluteten Seen Kärntens, der im Westen in die Drau abfließt. Bedingt durch überdurchschnittliche Sonnenscheindauer im Frühjahr und im Sommer sowie durch die windgeschützte Lage in dem allseits von Bergen umgebenen Teil des Kärntner Beckens erwärmt sich der Klopeiner See in den Sommermonaten sehr stark. Temperaturen über 25°C werden über einen längeren Zeitraum gemessen. Der biologische Zustand der Kärntner Gewässer ist in den vergangenen Jahren übrigens mit größter Anstrengung soweit verbessert worden, daß man vielfach Trinkwasserqualität vorfindet.

 


Bis 11,5 Meter reicht die durchschnittliche Sichttiefe im Klopeiner See.

Beim Klopeiner See etwa hat man rechtzeitig mit dem Bau einer Kanalisationsanlage zur Ableitung der häuslichen Abwässer aus dem Einzugsgebiet begonnen und zusätzlich bereits 1975 eine Tiefenwasserableitung installiert, über welche nährstoffreiches, sauerstoffarmes Wasser aus der Tiefe des Sees abgeleitet wird. Nicht nur für Taucher interessant sind die Werte der durchschnittlichen Sichttiefe, die zuletzt im Kärntner Seenbericht 2001 (pdf-File), neben vielen anderen, veröffentlicht wurden: Der Klopeiner See liegt mit 11,5 m auf Platz eins, gefolgt vom Weißensee mit 10,1 m und dem Greifenburger Badesee mit 8,6 m (Quelle: Amt der Kärntner Landesregierung, Abt. 15 Umweltschutz und Technik).

Wir haben St. Kanzian und den Klopeiner See für Sie besucht. Die folgenden Zeilen wollen versuchen, Ihnen ein wenig die Stimmung zu vermitteln und anregen, das Erzählte an Ort und Stelle nachzuempfinden und selbst zu entdecken.

Die etwa 300 km von Wien aus legt man großteils über die Autobahn A2 zurück, die restliche Strecke führt durch wunderschöne Landschaft. Die Anreise mit dem Zug von Wien dauert wohl ein wenig länger, da es keine direkte Verbindung gibt. Man fährt vorerst in die Landeshauptstadt Klagenfurt, wo man in einen Regionalzug umsteigt. Der bietet übrigens für Eisenbahnfreunde quasi eine kostenlose Führerstandfahrt, da eine Glasscheibe in der Türe zum Fahrer freie Sicht auf die Strecke erlaubt. Ab Tainach-Stein, das nur mehr ein paar Kilometer von St. Kanzian entfernt ist, sollte man – mangels brauchbarer Verbindungen – eine Abholung durch seinen Hotelier oder Zimmervermieter vereinbart haben, Linienbusse verkehren nämlich eher selten.

Ein kleiner, erster Spaziergang durch den abendlichen Ort, nicht als Besichtigungstour, sondern nur als Einstimmung geplant, bietet uns das erste Naturschauspiel: Während im Westen die tiefe Abendröte langsam abnimmt, bricht gleißendes Mondlicht durch die wenigen dichten Wolken im Osten und spiegelt sich im See. Es geht, wie es so schön heißt, ein kleines Lüfterl, das die Oberfläche des Sees leicht kräuselt und so das Naturschauspiel nicht eins zu eins wiedergibt, sondern wie auf einem Malgrund abbildet.

 


Fast ist die Sonne hinter den Bergen verschwunden, als …

… gleißendes Mondlicht durch die Wolken bricht.

 
 

Der erste Morgen

 

erstellt am
24. 05. 03

Als wir am nächsten Tag, zeitig in der Früh, den Balkon unseres Appartements betreten, bringt die Frühlingssonne schon den See zum Dampfen. In Pastellfarben schimmert der morgendliche Himmel. Gepflegte Badestrände, deren Rasen den Eindruck vermitteln, hier würde entschieden, wie saftiges Grün auszusehen habe, reihen sich aneinander. Lange hölzerne Badestege führen auf das Wasser hinaus. Wir lassen uns auf einer der Halbinseln nieder und nehmen fast begierig die klare Morgenluft in uns auf. Es gibt keinen Grundlärm. Die innere Ruhe, die sich hier in uns breit macht, wird durch vielfältige Vogelstimmen begleitet.


Wenn man Frühaufsteher ist, bietet die Natur faszinierende Lichtspiele

Uns gegenüber, auf dem südöstlichen Ufer, erheben sich in sattem Grün der Dreiseenblick, die Gracarca und der Georgiberg. Auf letzterem steht die Georgikirche, die


Ein wenig später schimmert der morgendliche Himmel in den feinsten Pastellfarben
erstmals 1060 urkundlich erwähnt wurde. Die Kirche selbst ist ein letzter Baurest einer herzoglichen, mittelalterlichen Burg am Georgiberg, die 1267/1268 auch urkundlich als „castrum“ bezeugt ist. Im 13. Jahrhundert wurde der Klopeiner See übrigens nach der Kirche bzw. der Burg als „St. Georgs-See“ benannt. Für alle Singles, die es nicht bleiben wollen: In früherer Zeit pilgerten die Jungfrauen zu der Glocke dieser Kirche und wünschten sich einen Mann. Und dieser Wunsch soll für alle in Erfüllung gegangen sein. Und noch heute kann man selbst den Glockenzug betätigen und beim ersten Klang sich etwas wünschen. Aber Vorsicht, der Wunsch darf nicht ausgesprochen werden, da sonst der Zauber erlischt (ob die Jungfräulichkeit heute noch Voraussetzung ist, entzieht sich unserer Kenntnis).

Keine Legende hingegen ist die Tatsache, daß dieses Gebiet von den Kelten und Römern besiedelt war. Vor allem auf der Gracarca konnten zahlreiche Funde gemacht werden. Der St. Kanzianer Hobbyarchäologe Adrian Eberhart, der über viele Jahre hindurch unbeirrbar Suchgrabungen durchgeführt und Beweise für größere Fundstelle erbracht hatte, erreichte beim Kärntner Landeshauptmann, daß seine Vorarbeiten in ein Gemeinschaftsprojekt mündeten, das unter der Federführung des Ur- und Frühgeschichtlers Univ. Doz. Dr. Paul Gleirscher wesentliche Erfolge verbuchen konnte.



Vor allem auf der Gracarca konnten zahlreiche Funde gemacht werden.


Doch mehr dazu erfahren wir noch später, wir bleiben noch ein wenige

Langsam kommt Leben in die Gemeinde
Mit dem Umweltkontrollauto der Gemeinde wird alles aufgesammelt, was auf der Straße nichts verloren hat
beim See und treffen dort auf Leo Helmreich, den Inhaber der Tauchschule „Easy Dive“. Wir möchten gerne ganz detailliert von ihm wissen, wie er den 1650 Jahre alten römischen Einbaum im See gefunden hat. Er bereitet sich aber gerade auf einen Tauchgang vor, weshalb wir ein Treffen für einen späteren Zeitpunkt vereinbaren.

Langsam kommt Leben auf in St. Kanzian. Ein Umweltkontrollauto der Gemeinde patroulliert, der Fahrer achtet minutiös auf alles, was auf den Straßen nichts verloren hat. Mehrere andere Mitarbeiter der Gemeinde sind mit Besen und Schaufeln unterwegs und machen so etwas wie Morgenwäsche, damit sich der Ort den langsam munter werdenden Gästen von seiner besten Seite präsentieren kann. Als Frühaufsteher kommt man in den Genuß, das geschäftige Treiben zu beobachten, wie in den Restaurants und Lokalen Waren in Hülle und Fülle eingelagert werden, Tische und Sessel in einladende Positionen gerückt und von den ersten Gästen gleich in Beschlag genommen werden. Es ist schon sehr genüßlich, in der Morgensonne eine Schale guten Kaffees zu genießen und sich auch die Ereignisse des noch jungen Tages einzustimmen. Den Vormittag verbringen wir mit einem Rundgang um den See, der natürlich auch mit Ruder- und Tretboten befahren werden kann. Immer wieder staunen wir, wie klar das Wasser ist, wie weit man den Grund erkennen kann. Fahren dort und da etwas näher heran, um mondäne Hotelkomplexe, Restaurant- und Café-Terrassen und Villen in Augenschein zu nehmen.

Um die Mittagszeit treffen wir uns beim altehrwürdigen „Kirchenwirt“, im Schatten zweier prachtvoller Kastanienbäume, mit Thomas Krainz, der kürzlich zum Bürgermeister von St. Kanzian gewählt wurde.
Der 49jährige Familienvater ist seit Jahren Gemeinderat, auch Landwirt und, so sagt man, begnadeter Heilmasseur. Er erzählt uns, daß sich St. Kanzian über Jahrzehnte schon größter Beliebtheit erfreut und die Gemeinde alles daran setze, den Gästen auch für die Zukunft einen erholsamen, aber auch sehr
Der „Kirchenwirt“, altehrwürdig und im Schatten zweier prachtvoller Kastanienbäume
Bürgermeister Thomas Krainz an der "Brüstung" zum neuen Veranstaltungssaal, der in wenigen Wochen in Betrieb gehen kann
interessanten Urlaub zu bieten. Und die Zahlen, die uns Thomas Krainz nennt, sprechen für sich: pro Saison verbucht man etwa 950.000 (!) Nächtigungen. Das heißt, St. Kanzian ist somit – Wien und Salzburg ausgenommen – die stärkste Sommer-Tourismusgemeinde Österreichs. Die Saison beginnt mit den Osterferien, wo die etwa 14.000 Betten aber noch nicht ausgelastet sind. Die stärksten Monate sind, so Krainz, nach wie vor Juli und August, obwohl die Zeit der Vor- und Nachsaison kaum weniger an Urlaubsqualität bieten. Wie eingangs erwähnt ist der Klopeiner See ja der wärmste Badesee Österreichs und erreicht schon im Mai und Juni Temperaturen, mit denen sich andere im Hochsommer zufrieden geben müssen. Und wenn die Lufttemperatur mitspielt, kann man den Badefreuden getrost bis in den späten September hinein frönen. Unterkünfte gibt es in praktisch allen Qualtäts- und Preisklassen, von luxuriösen Hotels bis hin zu wunderschönen Pensionen mit allem Komfort, Appartementhäusern mit einladenden Wohnungen, bis zu den Campingplätzen, auf denen 2000 bis 2500 Gäste ihre Ungebundenheit genießen können. Großen Wert legt man „vor allem auf Familien mit Kindern, damit sich alle hier nicht nur wohl-, sondern auch wie zu Hause fühlen können“, so Krainz.

Um nun die noch etwas schüttere Auslastung in der Vor- und Nachsaison zu verbessern, wird intensiv an zusätzlichen Angeboten für den Gast gearbeitet. Als wesentlicher Baustein gilt der kurz vor Fertigstellung befindliche Neubau eines Veranstaltungssaales, wo ein soeben eingesetzter Geschäftsführer für ein ausgewogenes Programm verantwortlich ist. Damit soll auf einer Seite für die Gäste, andererseits für die Einheimischen ein zentraler kultureller und gesellschaftlicher Fixpunkt entstehen. Man plant Ausstellungen, Theaterabende, Diskussionsabende, Tanzveranstaltungen, Musikvorträge, die vielen Musik- und anderen Vereine sind eingeladen, auch Kärntner Brauchtum zu präsentieren, was in dieser Gegend immer noch intensiv gepflegt wird.

Gepflegt werden auch die vielen Wanderwege und kilometerlangen Spazierwege. Die Region bietet gerade in der Vor- und Nachsaison alles, was das sportliche Herz begehrt:
Die Kirche St. Kanzian ist ein Musterbeispiel für eine Symbiose zwischen Alt und Neu
Der Volksaltar als Bindeglied
Wunderschönes Kruzifix aus der Zeit um 1510
Von Hochgebirgstouren bis hin zu einfachen, gemütlichen Spaziergängen auf Naturlehrpfaden und geführten Nachtwanderungen mit Fackeln auf den Georgiberg. Es gibt über sechzig Tennisplätze, eine ganz neue Tennishalle und einen wunderschön angelegten Golfplatz. Für die unermüdlichen Wasserratten gibt es eine Tauchschule, die Anfängerkurse bis hin zur Ausbildung zum Tauchlehrer bietet. Mountenbikestrecken und Radwege können individuell genutzt werden, wer gerne im Team radelt, kann an organisierten Ausflügen teilnehmen.

Wen es ans Wasser zieht, kann neben den drei Badeseen Klopeiner See, Turnersee und Kleinsee auch das herrliche Drauufer mit Fischereimöglichkeit und Bootsfahrten im Naturschutzgebiet genießen. Und der Bürgermeister verweist auf das Vogelparadies mit 340 verschiedenen Vogelarten, auf Reitmöglichkeiten und, für die Allerkleinsten, auf einen Märchenwald. Einiges davon steht auch auf unserem Reiseplan.

Ehe wir uns zu einer Bootsfahrt auf der aufgestauten Drau aufmachen, besuchen wir noch die wunderschöne Kirche. Sie ist dem Heiligen Kanzian geweiht, der zusammen mit seinen Geschwistern Kanzius und Kanzianilla im Jahre 290 in Aquileja den Märtyrertod starb. Die Kirche, wie sie sich heute dem Besucher zeigt, ist ein Musterbeispiel für Symbiose zwischen Alt und Neu: der zu klein gewordenen Kirche wurde vor rund 25 Jahren ein Zubau angefügt, der durch die Positionierung des Volksaltares als sozusagen Bindeglied und durch unmittelbar darüber aufgehängtes wunderschönes Kruzifix aus der Zeit um 1510 zu einer Einheit wird. Von der einst romanischen Kirchenanlage sind nur noch der Chorturm und vom spätgotischen Umbau in der Zeit um 1518 das zarte Apsispolygon erhalten.

 

 

Mit der Zille auf der Drau dem Abend entgegen

 

erstellt am
24. 05. 03

Knappe zehn Minuten später stehen wir mit Peter Jernej, wir haben übrigens eines seiner gemütlichen Appartements bezogen, am Ufer der Drau und wundern uns – bei strahlendem Sonnenschein – noch immer darüber, daß wir warme Überkleidung mitnehmen sollten. Die Zille diente ursrpünglich als Rettungsboot auf der Donau bei Wien und kam auf Umwegen nach Kärnten. Liebevoll hat sie Peter Jernej hergerichtet und erzählt uns, daß er zwei, drei Mal wöchentlich damit hinausfährt um auszuspannen, Pläne für das Appartementhaus zu schmieden, das er gemeinsam mit seiner Frau führt, oder einfach eine Stunde in Ruhe zu lesen. Mit seinem Schwager, einem Fischer, trifft er sich bisweilen, um gemeinsam mit den Familien frisch gefangene Fische auf einer der vielen kleinen Inseln zu grillen.



Die Zille diente ursrpünglich als Rettungsboot auf der Donau bei Wien und kam auf Umwegen nach Kärnten

Leise tuckert das Boot der breiten, still dahinfließenden Drau entlang, die hier
Die ehemals reißende, gefährliche Drau wurde durch Aufstauung zum "Völkermarkter Stausee"
Verstreute Dörfer und Siedlungen am Drauufer
Die Stille des Flußes hat uns auch still werden lassen
Eine der vielen kleinen Inseln in der Drau
Das ist übrigens das Appartementhaus »Peter«, in dem wir eine Urlaubswohnung hatten
zum Völkermarkter Stausee aufgestaut wurde. An den Ufern schmiegt sich in natürlicher Anmut eine Aulandschaft mit Erlen und Weiden und bildet den grünen Gürtel des Flusses, birgt in seinem Dunkel Lebensbereich für eine selten gewordene Artenvielfalt an Vögeln und allerei anderem Getier. Langsam zieht die Landschaft an uns vorbei, wir kommen aus dem Staunen nicht heraus – vor allem deshalb, weil die Nachmittagssonne die unterschiedlich hellen Wolken grell zum Leuchten bringt, ein paar dunkle Regenwolken durch diesen Kontrast fast schwarz werden läßt. Im Hintergrund die Karawanken, die natürliche Grenze zu unserem Nachbarn Slowenien, und – inmitten der vielen Gipfel – strahlt der leicht verschneite Hochobir heraus, dessen berühmte Tropfsteinhöhlen wir auch noch besuchen werden.

Verstreute Dörfer und Siedlungen, einsame, wunderschön zwischen hohen Bäumen angelegte Villen, in deren Fenstern sich die Abendsonne spiegelt. Wir nähern uns einer der vielen kleinen Inseln und verweilen dort ein wenig, um Enten und Schwäne in ihrer Beschaulichkeit zu beobachten. Die Stille des Flußes hat uns auch still werden lassen. Nur mehr ein Staunen und Schauen in eine Landschaft, die so unberührt scheint. Obwohl, das kann man sich heute gar nicht vorstellen, der Fluß vor Jahren durch Abwässer diverser Fabriken zum Tode verurteilt war, wurde er durch mutige Initiative wieder zu einem lebendigen Fluß. Aufbehalten für die nächsten Generationen. Heute ist er klar, lebendig und voller Vitalität und bietet einen Lebensraum. Trinkwasserqualität, so erzählt man uns, hat die Drau heute. Und wir glauben das sofort. Wie als Beweis dafür lassen wir unsere Hände langsam in dieses klare Wasser gleiten, spüren die sprudelnde Kälte des Flusses, beobachten das gleißende Licht der untergehenden Abendsonne, die sich in den sanften Wellen der Drau widerspiegelt, hören das plätschern der Wellen, die auf unser Boot schlagen, fühlen den kalten Wind und riechen das Wasser, hören, in Gedanken, uralte Lieder der Fischer, die einst mit ihren Booten und vollen Netzen im Dunkel der Nacht heimkehrten.


Unter der Draubrücke fahren wir weiter Richtung Völkermarkt und das Ufer beginnt immer mehr zuzuwachsen. Nach einer Biegung verändert sich die Landschaft vollkommen: Es beginnt der grüne „Canon“ der Drau. Hoch ragen die Berge links und rechts mit ihren dicht bewachsenen Wäldern und durch diese grüne Schlucht eilt die Drau, noch vorher mit der Donau vereint, dem Schwarzen Meer entgegen. Wir aber kehren um und fahren wieder unter der – bei Nacht übrigens herrlich beleuchteten – Draubrücke durch. Vor uns sehen wir die hoch aufsteigenden Karawanken mit ihren steil aufragenden Felsen und herabstürzenden Bächen, die wie weiße Bänder von den schneebedeckten Spitzen dem Tal entgegeneilen.

Alles ist jetzt von der untergehenden Sonne eingetaucht in warmes Licht; lange Schatten künden bereits die beginnende Nacht an, als wir unseren Blick noch einmal über die Drau wandern lassen, deren Gast wir für eine kleine Weile sein durften. Die Farben am Himmel ziehen einen tiefroten Schleier übers Land und zum letzten Mal für heute glühen die Karawanken im Abendrot auf. Die Drau fließt als dunkles Band in Stille der Nacht entgegen.

Am Rückweg vom Drauufer nach St. Kanzian sehen wir noch eine der schönsten Abendstimmungen, die wir jemals erlebt haben. Aber sehen Sie selbst:

 

 

Teil 4: Eine Wanderung in der Trögerner Klamm

 

erstellt am
27. 05. 03



Aus jeder Kurve und aus jeder Senke dient uns der 2142 Meter hohe Hochobir als Wegweiser


Unser zweiter Tag in St. Kanzian beginnt mit einem leckeren Frühstück, das uns Anna Jernej auf einem großen Tablett in unser Appartement gebracht hat. „Unsere“ Terrasse verhilft zu dem für uns seltenen Genuß im Freien zu frühstücken. Während der schwarze Kaffee durch die frische Milch auf Trinktemperatur gebracht wird und die frischen Kaisersemmerln mit Schinken und Käse belegt oder mit Honig bestrichen werden, stimmen wir uns auf den heutigen Tag ein. Wir wollen uns in Richtung Karawanken auf den Weg machen und eine kleine Wanderung in die Trögerner Klamm machen. Es wird uns dort jemand all das zeigen,


Oberförster in Ruhestand, Robert Matweber, kennt die Klamm wie seine Westentasche
woran man als Stadtmensch vielleicht nicht gerade vorübergeht (wir sind ja schließlich hier, um etwas zu entdecken). Er wird uns aber auf vieles aufmerksam machen, was uns dann gerade deshalb in Erinnerung bleiben wird. Am Nachmittag werden wir dann im Bus auf den Hochobir fahren, um an einer Führung durch die berühmten Obir Tropfsteinhöhlen teilzunehmen. Ob wir denn nicht das strahlende Sonnenwetter mit sommerlichen Temperaturen für Ziele im Freien ausnutzen wollen, werden wir gefragt, als wir kurz nach Wien berichten. Nein, bestehen wir auf unserem Plan, wir wollen keinesfalls auf die sicher herrliche Aussicht von 1078 m Seehöhe verzichten. Auf dieser Höhe befindet sich nämlich der Eingang zur Höhle. Doch eines nach dem anderen.

Gute 30 Minuten werden wir vom Klopeiner See zur Trägerner Klamm brauchen. Verfehlen können wir unser Ziel nicht, dient uns doch aus jeder Kurve und aus jeder Senke der 2142 Meter hohe Hochobir als Wegweiser. In der Nacht hat es dort oben scheinbar ein wenig geschneit, der Gipfel strahlt in der Sonne ganz weiß herunter.

Wir sind, zugegebenermaßen, keine großen Wanderer vor dem Herrn und verfügen daher auch über keine spezielle Wanderkleidung. Als wir unseren Führer, Robert Matweber, das erste Mal sehen, denken wir uns insgeheim „na, der wird sich aber jetzt was von uns denken“, Halbschuhtouristen, wie wir jetzt hier auftauchen. Doch der Oberförster in Ruhestand, hochprofessionell gekleidet als solcher auch auf den ersten Blick sofort zu erkennen, scheint derartiges gewöhnt zu sein, wehrt unsere ziemlich dünnen Erklärungsversuche bezüglich Schuhwerk usw. freundlich ab und meint, es wäre schon recht, er hätte ja ohnedies keine größere Tour geplant.


Einer der ersten Eindrücke bleibt uns auch am längsten in Erinnerung


Vorausschicken möchten wir vor allem für all jene, die sich in besonders engen Gesteinsformationen unwohl fühlen: Die Trögerner Klamm ist keine Schlucht, es sind auch keine metallenen Hühnersteige zu erklimmen. Was uns offengestanden auch ein wenig beruhigt.

Robert Matweber geht festen Schrittes voran, läßt uns wissen, daß es in etwa 100 weiteren Metern einen geeigneten Platz für erste Erläuterungen gebe und hat kein Problem damit, daß wir sein Tempo nicht halten können. Nach 50 Metern schon hat er sich auf das unsere eingerichtet. Was uns sehr beruhigt. Denn nichts ist unangenehmer als jede Art von Eile oder Hetzerei, wenn man aufs Seele-baumeln-lassen eingestellt ist.


Der Hang zeigt die schwarze Flaserkalkschichte, den roten Grödener Sandstein, dann erst den weißen Schlerndolomit

Die Klamm verläuft vom Norden nach Süden, beginnt unser Oberförster mit seiner Einführung, ist also nach Süden geöffnet, was die regelmäßige und starke Sonneneinstrahlung erklärt. Und das größte natürliche Schwarzkiefervorkommen Österreichs.

Wir befinden uns jetzt am Beginn der 3000 Meter langen Trögener Klamm. Hier befand sich bis vor 210 Millionen Jahren eine Lagune eines Meeres, das sich von Europa bis Asien erstreckte. Die Trögener Klamm ist hauptsächlich aus Dolomit aufgebaut. Dolomit, benannt nach dem französischen Geologen und Mineralogen Déodat Tancrède Gratet de Dolomieu, der von 1750 bis 1801 lebte, ist magnesiumhältiger Kalk. Das Gestein wurde ja ursprünglich als Kalk abgelagert, wenn dann im Laufe von Millionen Jahren durch einen chemischen Prozess Kalzium in Magnesium umgewandelt wird, entsteht Dolomit. Nach einem Berg in den Südtiroler Dolomiten wird dieses Gestein Schlerndolomit genannt. Der Name „Schlern“ wird für ein fossiles Riff einer bestimmten geologischen Zeit verwendet, das aus Kalkalgen, Kalkschwämmen, Muschelschalen Korallen, Schnecken und vielen anderen Organismen aufgebaut wurde.

Zu diesen vier Bildern könnte man wohl eine seitenlange Bildunterschrift verfassen können … wir wollen sie einfach für sich selbst sprechen lassen
Der Riffkomplex des Schlern wurde hier in Trögern vor 250 bis 210 Millionen Jahren, also innerhalb eines Zeitraumes von 40 Millionen Jahren abgelagert. Als später die Alpen aufgefaltet wurden, gelangte dieses Riff in seine heutige Lage. Es wurde von der Lagune auf das Festland gehoben. Der Trögener Bach hat sich im Laufe von vielen, vielen Jahren 600 m tief in dieses Riff hineingearbeitet. Auf der uns gegenüberliegenden Seite des Hanges zeigen zuunterst die schwarze Flaserkalkschichte, den roten Grödener Sandstein,


Eine absolute Rarität: Ein versteinerter Baumstrunk dient als Brunnenbecken, dessen hochwertigstes Quellwasser in der Sonne glitzert
dann erst den weißen Schlerndolomit. Als durch die Kollision der afrikanischen mit der europäischen Kontinentalplatte die alpidische Gebirgsbildung durch Auffaltung der Alpen einsetzte, wurden diese Schichten, die ursprünglich horizontal abgelagert waren, vertikal aufgestellt. Faszinierend, welche Kräfte hier am Werk waren. Der rote grödener Sandstein zeigt uns, so Robert Matweber weiter, daß unser Bundesland Kärnten vor 285 - 250 Millionen Jahren, also innerhalb eines Zeitraumes von 35 Millionen Jahren ein wüstenhaftes Festland hatte. Der Eisengehalt des Bodens, Millionen Jahre lange Trockenheit und Sonnenglut haben den roten Sandstein geschaffen. Also roter Sandstein ist nichts anderes, als unter hohem Druck zusammengepreßter Wüstensand.

In Trögern herrscht mediterraner Einfluß, weshalb hier Pflanzen des Südens wachsen wie zum Beispiel Schwarzkiefer, Hopfenbuche und Manneresche; der Rotbraune Ständelwurz, eine Orchideenart, die Felsenbirne, deren weisse Blütenstände von April bis Juni aus den Hängen hervorleuchten; der Seidelbast mit rosafarbenen Blüten; der bis zu 10 cm große Stengellose Enzian, dessen blaue, selten auch weiße Glocke mit 5 Zipfeln aus dem Grün der Wiesen lugt; die Bach-Nelkenwurz mit ihren blaßgelben oder -roten Blütenblättern usw., usw. Wir nehmen uns fest vor, zu Hause all das in Lexika nachzuschlagen, damit wir ja nichts vergessen. Was wir nicht nachgeschlagen haben, sind die 110 Spinnenarten und 23 Weberknechtarten. (Das mag für viele besonders interessant sein – wir waren nicht sehr enttäuscht, daß sie nicht zu sehen waren.) Beschaulicher war da für unsere Begriffe die Vielzahl der Vögel, als deren wichtigste Vertreter uns die Gebirgsstelze gezeigt wird. Fünf Paare sollen hier, in der Trögerner Klamm, ihre Brutstätten gefunden haben. Nicht zu vergessen auch die Quelljungfer, eine ebenso schöne wie gefährdete Libellenart. Gefährdet ist auch die Alpenspitzmaus, die in den Tümpeln und Bachschluchten ihren idealen Lebensraum hat.

In diese unberührte Landschaft kann und darf übrigens nicht eingegriffen werden: Mit der Unterzeichnung der Resolution von Helsinki 1993 hat sich die Republik Österreich verpflichtet, bundesweit Naturwaldreservate einzurichten. Und eines davon wurde hier im Potokgraben eingerichtet



Ein herrlicher Überblick über Teile des 114 Hektar großen Naturwaldreservates


Das Reservat ist 114 Hektar groß und der Besitzer des Waldes mußte sich verpflichten, innerhalb des Vertragszeitraumes von 20 Jahren keinerlei Holzwirtschaft zu betreiben. Oberförster Robert Matweber, auch hier ganz in seinem Element, erzählt, daß gleich nach Abschluß des Vertrages es durch Stürme Windwurfschäden gegeben hat. Die durfte man natürlich auch nicht aufarbeiten und so sind in den ersten zwei Jahren vermehrt Borkenkäferschäden aufgetreten. Da ja keine hohlen Bäume mehr geschlägert werden durften, haben sich vermehrt Nistmöglichkeiten ergeben und sich dadurch vermehrt Meisen und Spechte angesiedelt. Die hielten den Borkenkäfer wieder kurz und weil jetzt Ruhe in dem Revier herrschte, siedeln sich überall Ameisenvölker an. Und man weiß, daß ein Ameisenvolk in der Lage ist, einen Hektar Wald frei von Borkenkäfern zu halten. So stellt sich das biologische Gleichgewicht wieder ein, sodaß sich Nützlinge und Schädlinge die Waage halten. Man will ja keine Art ausrotten, auch nicht den Borkenkäfer, schließt Matweber den Exkurs in den hier so ungestörten Kreislauf der Natur. Schade nur, daß in den ausgewiesenen Gesetzen nicht auch das Jagdverbot enthalten ist.



Die Kirche „Zum Heiligen Kreuz“ im kleinen Ort Trögern


Wir könnten jetzt „flunkern“, wie das „ein wenig Lügen“ bei uns so schön umschrieben wird, und Ihnen erzählen, daß wir den etwa einstündigen Aufstieg zum kleinen Ort Trögern, wo es neben der Kirche „Zum Heiligen Kreuz“ ein gemütliches Gasthaus gibt – zu Fuß hinter uns gebracht haben. Wir sind aber, soll es ja auch geben, ehrlich und gestehen ein, daß uns unser Oberförster Robert Matweber mit seinem dort schon vorher geparkten Auto überrascht und bequem hinaufgeführt hat. Schließlich haben wir ja noch einiges vor.
     
 

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